Beauvoir: Die Stimme der emanzipierten Frau

Beauvoir: Die Stimme der emanzipierten Frau
Beauvoir: Die Stimme der emanzipierten Frau
 
»Mystifikationen vertreiben, die Wahrheit sagen«: diesem Ziel hat sich Simone de Beauvoir, eine der großen intellektuellen Frauengestalten des 20. Jahrhunderts, mit einer Rigorosität und Kompromisslosigkeit verschrieben, die Bewunderung wie Kritik hervorriefen. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Jean-Paul Sartre gehörte sie zu den bedeutendsten Exponenten des französischen Existenzialismus. Ihr umfangreiches literarisches, essayistisches und philosophisches Werk zeugt von der unerschöpflichen Energie einer Aufklärerin und Moralistin, die bis zuletzt, bis zu ihrem grandiosen Spätwerk über Das Alter an ihrem Lebensprojekt — »Erkennen und Schreiben« — festhielt. Ihr essayistisches Hauptwerk Das andere Geschlecht machte sie zur Vordenkerin des modernen Feminismus. Ihr großes Memoirenwerk ist zugleich Geschichte eines individuellen Lebens und Chronik einer Epoche.
 
 Ein glücklicher Lebensbeginn
 
»Ich hatte einen guten Start«, schrieb Simone de Beauvoir, die am 9. Januar 1908 in Paris geboren wurde, über ihre ersten Lebensjahre als behütete »Tochter aus gutem Hause«. Als sie zur Welt kam, waren ihre Eltern, der Rechtsanwalt Georges de Beauvoir und seine Ehefrau Françoise, Tochter des Bankiers Gustave Brasseur, ein gut situiertes und glückliches Paar, das der Erstgeborenen — einem temperamentvollen und wissbegierigen Kind — viel Aufmerksamkeit schenkte. Obwohl der Vater ein Adelsprädikat trug, gehörte er doch wie seine durch die Klostererziehung geprägte Frau zur französischen Bourgeoisie, jener Klasse also, die Beauvoir später aufs Schärfste bekämpfte. 1913 kam Simone in die katholische Privatschule Cours Désir, in der sie aufgrund ihrer glänzenden Leistungen und Frömmigkeit rasch zur Musterschülerin avancierte.
 
Während Madame de Beauvoir peinlich genau über die seelische und religiöse Entwicklung ihrer Tochter wachte, nahm ihr Mann, ein Freidenker und Rationalist, Simones literarische Bildung in die Hand. Der Gegensatz ihrer Glaubens- und Wertvorstellungen war für das Ehepaar kein Konfliktpunkt, stellte aber ihre Tochter vor ein »fast unlösbares Dilemma«, das, wie Beauvoir später sagte, »mich in die Auflehnung treiben musste«.
 
 Die dunklen Jahre der Adoleszenz
 
Dass der Rahmen von Simones unbeschwerter Kindheit jäh zerbrach, hing mit dem Vermögensrückgang und dem sozialen Abstieg der Familie zusammen, die sich nach dem Ersten Weltkrieg gezwungen sah, eine bescheidene Mietswohnung zu beziehen und fortan ein Leben in »vornehmer Armut« führte. Als besonders bedrückend empfand Simone die tagtäglichen Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern. Schon bald lehnte sie sich nicht nur gegen die rigiden Moralvorstellungen, sondern gegen die ganze Daseinsform ihrer Mutter auf. Ein ebenso folgenreicher Bruch ereignete sich im Alter von 14 Jahren: »Ich stellte.. . fest, dass (Gott) nicht mehr in mein Leben eingriff, und ich schloss daraus, dass er für mich zu existieren aufgehört hatte«. Die Gewissheit der Abwesenheit Gottes führte zu der Gewissheit, allein in der Welt und zum Tode verurteilt zu sein. Eine Gegenkraft entdeckte sie in der Kunst. Doch nicht nur die Literatur und die Philosophie — die große Entdeckung des letzten Schuljahrs — wurden zu Wegweisern ihrer Selbstfindung. Auch die beglückende Freundschaft mit Elisabeth Le Coin, genannt Zaza, eröffnete ihr neue Horizonte. Zaza, die dem gleichen Milieu entstammte, vielfach begabt war, aber wesentlich natürlicher und kecker wirkte, verkörperte für die introvertierte und linkische Jugendliche etwas »Außergewöhnliches« — eine andere, freiere Seinsart.
 
 Eine brillante Studentin
 
Nach dem Abitur stand für die 17-Jährige fest: Sie würde Philosophielehrerin werden. Da sie keine Mitgift und damit in den Augen ihrer Eltern auch keine Heiratschancen hatte, durfte sie tatsächlich studieren. Zu dieser Zeit wurde alles, war ihr wichtig war, von ihren Eltern, bei denen sie bis zum Studienende wohnen musste, zutiefst missbilligt. Ihre intellektuelle Orientierung, ihr leidenschaftliches Interesse für die zeitgenössische Literatur, ihr hingebungsvoller Studieneifer, nichts davon entsprach dem Ideal eines jungen Mädchens, das in der Gesellschaft eine gute Partie machen sollte.
 
Nach der mit Bravour absolvierten Literaturprüfung war der Weg zur Sorbonne endlich frei, wo sie ihr Philosophiestudium aufnahm. Im März 1928 bestand die 20-Jährige ihre Diplomprüfung mit Auszeichnung. Drei Namen, die in die Philosophiegeschichte eingehen sollten, standen an der Spitze: Simone Weil, Simone de Beauvoir und ihr Freund Maurice Merleau-Ponty. Gemeinsam mit dem späteren Anthropologen Claude Lévi-Strauss und Merleau-Ponty legte sie ihr Lehrpraktikum am Lycée Janson-de-Sailly ab, wo sie als erste Frau Frankreichs männliche Gymnasiasten in Philosophie unterrichtete.
 
Das Jahr 1929, das so verheißungsvoll begonnen hatte, sollte mit zwei einschneidenden Ereignissen für ihr Leben enden: der Begegnung mit Sartre und dem Tod ihrer Jugendliebe Zaza. Sämtlichen Prüfungskandidaten des Studienjahres 1928 bis 1929 war eine kleine, eingeschworene Gruppe von Studenten aufgefallen: Jean-Paul Sartre, der als genialer Neuerer galt, sein bester Freund, der marxistische Publizist und spätere Romancier Paul Nizan und René Maheu, ein literarisch ambitionierter junger Mann, der Simones Nähe suchte und ihr den Spitznamen »Castor« (Biber) gab, weil der Biber ein Symbol für Geselligkeit und Arbeitswut ist. Über Maheu lud Sartre »Castor« ein, sich zusammen mit den »kleinen Kameraden« auf das mündliche Examen vorzubereiten, bei dem er im Vorjahr durchgefallen war. So begann die Liebesgeschichte zwischen dem kleinen Mann mit dem Sehfehler und der hoch gewachsenen, zweieinhalb Jahre jüngeren Philosophiestudentin. Bei der mündlichen Prüfung im Juli 1929, die eine große Schar von Zuschauern anzog, schnitten beide mit höchster Auszeichnung ab.
 
 Castor und Sartre: Ein unzertrennliches Freundespaar
 
Im Herbst 1929, dem gleichen Jahr, als Virginia Woolfs berühmtes Plädoyer für die Unabhängigkeit schreibender Frauen Ein Zimmer für sich allein erschien, nahm Beauvoir eine halbe Stelle an einem Pariser Gymnasium an und bezog ein eigenes Zimmer. Im Nachhinein erschien ihr dieser Schritt wie ein neuer Lebensbeginn: Das Tor zur Freiheit und zur Welt hatte sich endlich geöffnet. Vor ihr lag eine Zukunft, die sie mit Sartre erkunden würde, dem lang erträumten »Doppelgänger«, der ihre ausgreifenden Lebenspläne — »Schreiben, Erschaffen« — nicht nur teilte, sondern, konsequenter noch als sie, einzig auf sein künftiges Werk hin lebte. Schon bald entwickelte das Paar einen Lebensstil, der später Nachahmer fand. Sie führten keinen gemeinsamen Haushalt, wohnten in Hotels oder möblierten Zimmern und verbrachten einen Großteil ihrer Freizeit lesend und schreibend in ihren Stammcafés. Die unkonventionelle Verbindung wurde nach kurzer Zeit mit einem Pakt besiegelt. Vollkommene Offenheit, Loyalität und Freiheit sollten die Grundlage ihrer Beziehung sein. Sie würden sich alle — auch amourösen — Freiheiten lassen, in dem Bewusstsein, dass ihre Liebe eine — wie Sartre es nannte — »notwendige« Liebe war, die aber Zufallslieben keineswegs ausschließen dürfe. Sicher ist, dass es Beauvoir zunächst große Anstrengungen kostete, sich mit Sartres erotischer Sammlerleidenschaft abzufinden, die sein Verhältnis zu Frauen prägte.
 
Wie Beauvoir in Sartre ihren »Doppelgänger« sah, so sah dieser in ihr seinen »Zwillingsbruder«, den er bis zuletzt als Rückhalt, Motor, Widerpart behielt. Er konnte sich bedingungslos auf die kritische Kompetenz seiner ersten Leserin verlassen, der er jede Seite seines Werks zur Begutachtung vorlegte. Beide stimmten darin überein, dass ihre Texte in Form eines kritischen wie osmotischen geistigen Austauschs entstanden seien. Doch bei allen Gemeinsamkeiten gab es Unterschiede des Temperaments und der Orientierungen, die ihren Werken eine unverwechselbare persönliche Prägung verleihen. Im Gegensatz zu Sartre, der stets distanzierter Beobachter seiner selbst blieb, war Beauvoir unter ihrer kühlen Oberfläche leidenschaftlich und impulsiv: Ihr Werk speist sich aus der unmittelbar »gelebten Erfahrung«. Obwohl Beauvoir maßgeblich zur Verbreitung von Sartres sehr abstrakten philosophischen Gedankengängen beitrug, betrachtete sie nicht die Philosophie, sondern die Literatur und Essayistik als ihr eigentliches Terrain.
 
 Die Lehrjahre des Schreibens
 
Nach ihrem anstrengenden Studium war nicht das Schreiben, sondern das Glück der Liebe und der Sinne die alles überwältigende Erfahrung: »(Ich) hatte Lust, mich ein wenig fallen zu lassen, ins Glück, in Sartres Liebe«. Aber sie merkte, dass sie in Gefahr war, ihren Stolz und ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Um ihre innere Unabhängigkeit zurückzugewinnen, nahm sie 1931 eine Stellung als Philosophielehrerin in Marseille an. 800 Kilometer von Paris und von Sartre entfernt. Auch in den folgenden Jahren mussten sie mit räumlichen Trennungen vorlieb nehmen, aber wöchentliche Besuche, ausgedehnte Reisen durch Europa und ein reger Briefwechsel sorgten für Kontinuität und Nähe. Wie Beauvoir später selbstkritisch vermerkte, nahm das Paar, das nur in »Wörtern« lebte, von den politischen Begebenheiten der 30er-Jahre, z. B. dem Vormarsch des Faschismus in ganz Europa, kaum Notiz. Sie ergingen sich in literarischen Entdeckungsreisen durch die Moderne und stießen auf die Phänomenologie Edmund Husserls. Die Begegnung mit der transzendentalen Bewusstseinsphilosophie des deutschen Denkers gab den Impuls für die Ausarbeitung einer Intersubjektivitätstheorie, in der die Rolle des Anderen für das Bewusstsein des Subjekts von konstitutiver Bedeutung ist. Für Beauvoir, die Mühe hatte, ihren eigenen literarischen Weg zu finden, war zunächst die Mitarbeit an Sartres Werk vorrangig. Wichtige Anregungen für Form und Stil seines bedeutendsten Romans Der Ekel gingen von ihr aus. Ähnlich wichtig war ihre Rolle bei Konzeption und Niederschrift seines nächsten Romans Die Wege der Freiheit.
 
Dass diese Geistes- und Arbeitsallianz gegen den Einbruch irrationaler Kräfte nicht gefeit war, sollte sich zeigen, als Sartre sich nach seinem Berliner Studienjahr 1934 in Olga Kosakiewicz, Beauvoirs Schülerin und enge Freundin, verliebte. Beauvoir willigte in das Experiment ein, »die kleine Russin« in die Zweierbeziehung aufzunehmen. Beide waren von der Idee fasziniert, sich selbst und den anderen im Blick des Dritten neu zu entdecken. Doch schon bald wuchs sich das Experiment zu einer Miniaturhölle aus, die Beauvoir psychisch und physisch zermürbte. Doch die tiefe Lebenskrise entband zugleich befreiende schöpferische Kräfte. Seit 1938 arbeitete sie an einem Roman, der 1943 unter dem Titel Sie kam und ging veröffentlicht wurde und ihr glanzvolles Debüt als Schriftstellerin markierte. Sie kam und ging ist die Geschichte eines unmöglichen Trios — fernes Echo leidvoll gelebter eigener Erfahrung und in philosophischer Perspektive die dramatische Konfrontation zwischen eigenem und fremdem Bewusstsein.
 
 Der Weg zum Engagement
 
Das Jahr 1939, der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, leitete eine neue Ära in Beauvoirs Leben ein. Die weltfremde Individualistin wurde mit der Gewalt der Geschichte konfrontiert — eine Erfahrung, die ihre Einstellung zur Welt radikal verändern sollte.
 
Vom September 1939, als der Krieg erklärt und Sartre eingezogen wurde, bis zu seiner Rückkehr aus deutscher Gefangenschaft im März 1941, sah sie sich den verstörenden Eindrücken des »seltsamen Kriegs« und der deutschen Besatzung allein gegenüber. In ihrem Tagebuch wird die ungeheure Erschütterung deutlich, die ihr Dasein plötzlich von außen her erfuhr. »Das Leben hatte endgültig aufgehört, sich meinem Willen zu beugen«, schrieb sie, als die ersten Bomben auf Paris fielen und sie sich dem riesigen, nach Süden drängenden Flüchtlingsstrom anschloss. Weit bedrückender als die materiellen Entbehrungen empfand sie den Geist der Unfreiheit und Repression, der unter dem Vichy-Regime und den deutschen Besatzern in das weltoffene Paris eingekehrt war, wo Zensur, Bespitzelung, Denunziation, Kommunistenhetze und bald auch die Verfolgung von Juden das Alltagsleben bestimmten.
 
Ihr politischer Widerstand beschränkte sich auf die Mitarbeit an dem kurzlebigen, von Sartre im Frühjahr 1941 gegründeten Résistance-Zirkel »Sozialismus und Freiheit«. Im Herbst 1943 brachte Gallimard, Frankreichs führender Literaturverlag, ihren Roman Sie kam und blieb heraus. Von der Kritik wurde die 35-jährige Autorin als »die Hoffnung der französischen Literatur« gefeiert, ihr Werk zum Prototyp des existenzialistischen oder »metaphysischen« Romans erhoben. Beflügelt von der allgemeinen Anerkennung machte sie sich an die Abfassung ihres ersten philosophischen Essays Pyrrhus und Cineas, der im Herbst 1944 erschien. Hier wie auch in dem folgenden Essay Für eine Moral der Doppelsinnigkeit ging es um die Grundlegung einer existenzialistischen Moral. Im Zentrum ihrer Argumentation steht das Postulat, dass sich die eigene Freiheit in der des anderen fortsetzen müsse. Im Gegensatz zu Sartres radikaler und manchmal idealistisch anmutenden Freiheitsphilosophie war sie der Ansicht, dass die Freiheit, obwohl »die eigentliche Modalität unserer Existenz«, nicht für jeden gleichermaßen gegeben sei, sondern, wie etwa bei Sklaven und Frauen, von den »Situationen« abhänge, in die Menschen gestellt sind. Zwischen 1943 und 1944, inmitten der härtesten Kriegsjahre, entstand auch ihr zweiter Roman Das Blut der anderen, der vor 1945 nicht veröffentlicht werden konnte, da er vom bewaffneten Kampf der Résistance und den Vergeltungsaktionen der Besatzer an der Zivilbevölkerung handelt. Im letzten Kriegsjahr, als sich die Niederlage der Deutschen allmählich abzuzeichnen begann, wich die allgemeine Depression dem Gefühl, an der Schwelle einer neuen Zeit zu stehen. »Es würde unsere Aufgabe sein«, so beschrieb Beauvoir die Aufbruchsstimmung der Gruppe, »vielleicht die politische, auf jeden Fall aber die geistige Gestaltung der Zukunft.. . in die Hand zu nehmen«.
 
 Die existenzialistische Offensive
 
Paris 1945: »Wir sind befreit.. . Es ist vorbei: Alles beginnt«. Diese Hoffnung, die aus den Worten spricht, mit denen Beauvoir den dritten Band ihrer Memoiren einleitete, wurde von vielen ihrer Zeitgenossen geteilt. Camus verkündete in Combat die Losung »Vom Widerstand zur Revolution« und traf damit genau die allgemeine Aufbruchsstimmung nach der Befreiung, die sich auch in der beispiellosen Renaissance der französischen Presse nach Aufhebung der Zensur im Jahr 1944 niederschlug. Zu den zahlreichen Neugründungen von Zeitungen zählte auch die von Sartre und seinen Mitstreitern ins Leben gerufene Zeitschrift Les Temps Modernes, deren erste Nummer im Oktober 1945 erschien. Bis in die 60er-Jahre sollte Les Temps Modernes im Zentrum der literarischen und politischen Debatten Frankreichs stehen, nicht wenige scharfe Kontroversen wurden auf diesem Forum ausgetragen. Beauvoir, die nach Sartres Tod die Herausgeberschaft übernahm, war von der ersten Stunde an dabei: »Wenn ich einen irritierenden Artikel las, sagte ich mir sofort: Ich werde antworten!« Auf diese Weise entstanden wichtige, später in Buchform verlegte moralphilosophische Essays. Freiheit, nicht als abstrakte Forderung, sondern konkret auf das Glück des Einzelnen und der Allgemeinheit bezogen, Handeln als weltverändernde und sinnstiftende Praxis des freien Menschen — diese zentralen Denkmotive des beauvoirschen Existenzialismus sind das verbindende Element ihrer Essaysammlungen. Genau einen Monat vor dem ersten Heft von Les Temps Modernes erschien ihr Roman Das Blut der anderen. Das Werk, dem schon enthusiastische Vorankündigungen vorausgegangen waren, wurde als erster »Roman über den Widerstand« gefeiert, von Camus als »brüderliches Buch« gelobt und erzielte innerhalb von zwei Jahren 32 Auflagen. Ein einflussreicher amerikanischer Kritiker bezeichnete den Roman, der 1948 in den USA erschien, als die »Elementarfibel des Existenzialismus, auf die wir alle längst gewartet haben«. Seit dem Herbst 1945, als der »Existenzialismus« in aller Munde war, stand das Schriftstellerpaar im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Die »existenzialistische Offensive« wurde zum Medienereignis. In allen Zeitungen erschienen Kommentare, Fotos der beiden schmückten weltweit die Titelseiten von Massenblättern wie von seriösen Journalen. Sartre und Beauvoir zählten von nun an zu den wichtigsten Vordenkern Frankreichs. Tatsächlich schloss ihre Philosophie eine Lücke, die das Inferno des Zweiten Weltkriegs und der »Zusammenbruch der Werte« hinterlassen hatten. Der Existenzialismus, der Geschichte und Moral zu versöhnen suchte, gab den Menschen, wie Beauvoir schrieb, »die Möglichkeit, dem Grauen und der Absurdität ins Auge zu schauen, zugleich aber ihre menschliche Würde und Besonderheit zu bewahren«. Der Erfolg brachte Beauvoir und Sartre, deren Freiheitsphilosophie vor allem die Jugend faszinierte, den Hass der rechten Massenpresse wie der Kommunisten ein. Von den einen wurde der Existenzialismus mit dem Laster schlechthin gleichgesetzt, von den anderen als Philosophie des Luxus und des Nihilismus attackiert. Zugleich zirkulierten die abenteuerlichsten Legenden über das Intimleben des Schriftstellerpaars. Ende 1946 und Anfang 1947 nahmen die Bebop-Tänzer und Jazztrompeter die Keller von Saint-Germain-des-Prés in Beschlag, und in ihrem Gefolge kamen Scharen von jungen Künstlern, Schauspielern, Filmemachern und Jugendlichen in schwarzen Pullovern, die gebannt den Jazzrhythmen von Boris Vian und den Chansons von Juliette Greco lauschten. Dies war die Stunde des »Keller-Existenzialismus«. Dass Beauvoir und Sartre diese Keller so gut wie nie betraten, war unerheblich. Sartre wurde zum Papst des Existenzialismus geweiht, Beauvoir zur »Notre-Dame de Sartre«. Doch die Muse wider Willen führte ihr Leben genauso weiter wie bisher, gab lediglich, um sich ganz ihrem Schriftstellermetier zu widmen, ihren Lehrerberuf auf. — Seit 1943 arbeitete sie an einem großen Projekt, das »in weit ausholendem Bogen den Tod einkreisen« sollte und Ende 1946 unter dem Titel Alle Menschen sind sterblich das Licht erblickte. In der Tat spielt die »gestaltlose Nacht« des Todes im Leben und Denken Beauvoirs eine zentrale Rolle; und es ist nicht zuletzt das pathetische Spannungsverhältnis zwischen Todesbewusstsein und Lebensbejahung, das ihren Texten eine sehr persönliche und prägnante Färbung verleiht.
 
 Die Öffnung der Welt
 
Eines der »Wunder der Jahre nach 1945« war für Beauvoir, »dass sich die Welt so plötzlich öffnete«. Nach der Isolation der Besatzungsjahre konnte sie, dank ihres schriftstellerischen Ansehens und nicht zuletzt, weil der Existenzialismus zu einem begehrten »Exportartikel« wurde, ihrer so ausgeprägten Reiselust in einem nie zuvor erträumten Ausmaß nachgehen.
 
Ende Januar 1947 trat die »führende Vertreterin der existenzialistischen Bewegung« ihre viermonatige Vortragstournee durch die renommiertesten Universitäten Amerikas an. Ihre Vorträge über die gesellschaftliche Verantwortung des Nachkriegsschriftstellers und die Rolle der Frau in der zeitgenössischen Gesellschaft fanden großen Anklang. In Harlem schloss sie mit dem schwarzen Schriftsteller Richard Wright und dessen Frau Ellen enge Freundschaft. Aus ihren Beobachtungen und Eindrücken ging ihre geistreiche und noch heute aktuelle Reisereportage Amerika — Tag und Nacht hervor, die 1948 veröffentlicht wurde. Beauvoir liebte New York und war von der »amerikanischen Dynamik« beeindruckt, sah und kritisierte aber auch die Schattenseiten: Rassismus, Hass auf die Linke, die Isolation der kritischen Intelligenz, die alles beherrschende Macht des Geldes und die keineswegs emanzipierte Rolle der amerikanischen Frauen. Der überwältigende, widersprüchliche Eindruck dieses Landes wurde durch die Begegnung mit Nelson Algren — neben Sartre die große Liebe ihres Lebens — noch verstärkt. Als sie Algren in Chicago traf, galt er als Schriftsteller der Underdogs, als ewiger Rebell und aggressiver Journalist, der gerade an den letzten Kapiteln eines Romans saß, mit dem er berühmt werden sollte: Der Mann mit dem goldenen Arm. Algren besaß in ihren Augen »die seltene Gabe, die ich als Güte bezeichnen würde«. Mit ihm erschloss sich ihr erstmals die Erfahrung, dass beides möglich ist: intellektueller Austausch und leidenschaftliche Hingabe. Beauvoir übersetzte Algrens Novellen, er nahm lebhaften Anteil an ihrem Essay über die Frauen und riet ihr, diesen zu einem Buch zu erweitern. In den Hunderten von Briefen, die sie Algren schickte, zeigt sich Simone als verspielte, zärtliche und zugleich verzweifelte Frau. Was zu dem Bruch dieser, wie sie sagte, »einzig wirklich leidenschaftlichen Liebe meines Lebens« führte, war vorauszusehen: Algren wollte, dass sie ihr Leben mit dem seinen für immer verband, sie hielt an dem Pakt mit Sartre fest.
 
Mit dem Besuch in der Volksrepublik China im September 1955 — aus dem Beauvoirs Reisebuch China — ein weitgestecktes Ziel hervorging — debütierten sie und Sartre als offizielle Gäste und reisendes Paar im Dienst der linksintellektuellen »Internationale«. Für die Welt galten beide fortan als unzertrennliche politische Globetrotter, die in jedem besuchten Land die Spuren und Bilder ihrer legendären Persönlichkeit hinterließen. Ihre Reisen nach Asien, Afrika, Lateinamerika und in den Nahen Osten spiegeln ihren Aufstieg zu den bekanntesten geistigen Repräsentanten Frankreichs im Ausland.
 
  »Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es«
 
»Eines Tages hatte ich den Wunsch, mich über mich selbst zu äußern.. . und mit einem gewissen Erstaunen habe ich gemerkt: Das Erste, was ich zu sagen hatte, war: Ich bin eine Frau«. Dieser Gedanke gab, wie die Autorin 1957 in einem Interview bekannte, den Anstoß zu einem Werk, das Epoche machen sollte: Das andere Geschlecht. Seine Veröffentlichung im Jahr 1949 ging der Entstehung der neuen Frauenbewegung um fast 20 Jahre voraus; vier Jahre zuvor hatten die Französinnen das allgemeine Wahlrecht erhalten. Dieses weltweit verlegte, gelesene und diskutierte Werk wurde zum Grundlagenbuch der modernen Frauenbewegung und feministischer Theoriebildung. Als besonders folgenreich, und zwar nicht nur für das feministische Denken, sondern auch für die Humanwissenschaften allgemein, erwiesen sich folgende Grundthesen. Während der ganzen uns bekannten Geschichte ist die Frau als »das Andere« par excellence, als das »unwesentliche«, zweite Geschlecht bestimmt worden, gegen das sich der Mann als Subjekt, als das Absolute und Wesentliche definierte. Diese Asymmetrie der Geschlechter belegte Beauvoir erstmals an den großen kollektiven Mythen, in denen die Frau primär mit der Natur, der Erde, dem Körper gleichgesetzt und somit als »das Andere« gegenüber der Kultur konstruiert wird. Zwar ist für Beauvoir die biologische Geschlechterdifferenz ein wichtiger Schlüssel für die Erklärung der in fast allen Gesellschaften feststellbaren Mann-Frau-Hierarchie. Doch gegen die Vorstellung von der Biologie als Schicksal vertritt sie die für die Neubewertung der Geschlechterrollen so entscheidende Auffassung, dass das »Ewigweibliche« keine naturgegebene Eigenschaft, sondern das Resultat von kulturellen Interpretationen und gesellschaftlichen Determinationen ist. Dies ist die Quintessenz ihres berühmten Aphorismus': »Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es«. Damit eröffnete sie den Frauen die Perspektive, aus ihrer Objektrolle als »Andere« herauszutreten und jenseits der entfremdenden Macht der Bilder sich als Eigenständige und Handelnde in der Welt zu entwerfen. »Erst wenn die Versklavung der einen Hälfte der Menschheit.. . abgeschafft ist.. . wird das von zwei Menschen gebildete Paar seine wahre Gestalt finden« — mit dieser kühnen, utopischen Vision endet Das andere Geschlecht. Wie neu und provozierend der Tenor dieses Buches war, zeigt sich am Sturm der Entrüstung, der durch die französische Presse ging, als Gallimard im Juni 1949 das Buch veröffentlichte. Der Skandal, überraschte Beauvoir selbst am meisten und erst jetzt ging ihr auf, wie radikal ihre Thesen gegen den herrschenden gesellschaftlichen Konsens verstießen. Ungeachtet aller Kritik wurde das Buch zum internationalen Bestseller.
 
 Die Mandarins von Paris
 
Trotz der schriftstellerischen Erfolge standen die Jahre nach 1946 für Beauvoir unter dem Zeichen verlorener Illusionen. Die Hoffnungen und Pläne der Befreiungsära hatten sich nicht erfüllt, die Einheitsfront der Résistance war nach einem Jahr zerfallen. Der Riss, den der Kalte Krieg in alle Verhältnisse trieb, verschonte auch die Redaktion der Temps Modernes nicht. Raymond Aron verließ die Zeitung, es kam zum Bruch mit Arthur Koestler und schließlich mit Camus. Sartre, seit Jahren der Intimfeind der Kommunistischen Partei, näherte sich 1952 in einem überraschenden Schwenk der KP und der UdSSR an. Beauvoir stand Sartres später, rätselhafter Konversion zunächst skeptisch gegenüber, machte sich aber schließlich seinen Standpunkt zu Eigen. Bei ihrer politischen Wendung spielte auch Claude Lanzmann eine Rolle, einer der neuen jungen Mitarbeiter der Temps Modernes, der, wie Beauvoir schrieb, »jeden Schritt Sartres auf dem Weg zur KP als einen Fortschritt« betrachtete. Zwischen dem jungen hochbegabten Publizisten und der 17 Jahre älteren Schriftstellerin kam es zu einer Liebesbeziehung, die sieben Jahre währte. In dieser Periode drehte Lanzmann, mit Beauvoirs finanzieller Unterstützung, den legendären Dokumentarfilm Shoa.
 
Während Sartre nach 1952 völlig von seiner prokommunistischen Propagandistenrolle absorbiert wurde und eine Phase literarischer Sterilität durchlief, zog sich Beauvoir beinahe ganz aus der Öffentlichkeit zurück, um sich »mit der größten Leidenschaft« dem Roman Die Mandarins von Paris zu widmen, ein Werk, das ihr den Prix Goncourt, einen der renommiertesten französischen Literaturpreise einbrachte. Der Titel spielt ironisch auf die gelehrten und privilegierten Administratoren im chinesischen Kaiserreich an und stimmt bereits den Grundtenor des Romans an: Glanz und Elend der Pariser Linksintellektuellen zwischen 1944 und 1948. Wie die chinesischen Mandarine bilden sie eine Kaste für sich und wie diese sind sie abgeschnitten vom Volk, als dessen Wegweiser sie sich verstehen. Mit dem Geld, das ihr die Verleihung des Prix Goncourt einbrachte, konnte sie sich erstmals eine Atelierwohnung in der Rue Schoelcher kaufen, in der sie bis zuletzt wohnte.
 
 Bilanz eines Lebens — Chronik einer Epoche
 
»Mein Leben, mir zugleich vertraut und fremd, bestimmt über mich; ich selbst befinde mich außerhalb davon. Worin nun besteht in Wirklichkeit dieses seltsame Phänomen?« Diese Frage war der Ausgangspunkt ihres monumentalen, vierbändigen Memoirenwerks, das zwischen 1957 und 1972 entstand. Bei Beginn der Niederschrift ging sie auf die Fünfzig zu, jene kritische, für Beauvoir aber zugleich fruchtbare Altersphase, in der sie auf die schwermütige Erfahrung eines sich verengenden Zeit- und Glückshorizonts mit der schöpferischen Nachgestaltung ihres Lebens antwortete. Von den vier Erinnerungsbänden sind die Memoiren einer Tochter aus gutem Hause unbestreitbar der große literarische Wurf. Dieses 1958 erschienene Werk, in dem die Welt ihrer Kindheit und Jugend lebendig wird, ist ein sehr persönliches und anrührendes Zeugnis. Zwei Jahre später folgte der Band In den besten Jahren, der ihre Lehrjahre bis zum Eintritt in die literarische Öffentlichkeit schildert. Mit diesem Band tritt Beauvoir zugleich als Biografin Sartres in Erscheinung. Sie wird es bis zuletzt, bis zu der nach seinem Tod veröffentlichten Zeremonie des Abschieds bleiben.
 
»Der Lauf der Welt ist auch die Textur meines Lebens« — heißt es in ihrem dritten, 1963 erschienen Memoirenband. In diesem unruhigsten, zerfahrensten, aber zeitgeschichtlich wichtigsten Werk ihrer Erinnerungen ist der Lauf der Dinge — so der Titel — tatsächlich übermächtig. Dieser Lebensabschnitt »ist in seinen Aufschwüngen, seiner Not und seinen Sprüngen« aufs Engste mit der Epoche zwischen 1944 und 1962 verzahnt. Unter allen Tragödien, die sich auf der Welt abspielten, war es der Algerien-Krieg, der Beauvoir am meisten peinigte und empörte. Ihre Stellungnahmen zugunsten der algerischen Befreiungsbewegung brachten ihr den Volkszorn ein und machten sie zu einer Fremden im eigenen Land. In dem letzten, 1972 erschienenen Band Alles in allem setzt die Memoirenschreiberin die große Bilanz ihrer bewegten und einflussreichen Existenz fort. Sie hält Rückschau auf ein Stück Lebens- und Zeitgeschichte: auf die 60er-Jahre, an deren Ende die Studentenbewegung vom Mai 1968 stand, mit der sich Sartre und Beauvoir in teils spektakulären symbolischen Aktionen solidarisierten und sich die Neue Frauenbewegung (Mouvement de Libération des Femmes) formierte, in der Beauvoir sich leidenschaftlich engagierte. Doch inmitten ihres Engagements im Zeitgeschehen wurde sie Zeugin des Zusammenbruchs fast aller ihrer gesellschaftlichen Visionen und Utopien: Die sowjetische Invasion in Ungarn und das Scheitern eines freiheitlichen Sozialismus in der Dritten Welt.
 
 Das Alter —ein Lebensthema
 
»Jetzt ist der Augenblick gekommen, um zu sagen: Nie mehr! Nicht ich trenne mich von meinem Glück, sondern das Glück ist es, das sich von mir trennt.. . Jetzt tragen mich die allzu kurzen Stunden mit verhängten Zügeln meinem Grab entgegen«. Als Beauvoir diese Zeilen schrieb, war sie 54 Jahre alt, eine noch immer schöne und vitale Frau, vor der noch weitere 24 Jahre lagen. Fast scheint es, als habe sie sich ihr Leben lang auf das Alter und das »brutale Abenteuer« des Todes vorbereitet. Der »Totentanz« begann mit dem Abschied von der Liebe — erst von Algren, dann von Lanzmann —, mit dem Verlust naher Freunde wie Boris Vian oder einstiger Weggenossen wie Camus. Ende der 50er-Jahre war sie Zeugin der zusehends angegriffeneren Gesundheit ihres Gefährten, der sich bis zur Erschöpfung verausgabte und, um sein exzessives Arbeitspensum durchzuhalten, in einen selbstmörderischen Teufelskreis von Aufputschdrogen, Alkohol und Schlaftabletten geriet. Im Oktober 1963 erlag ihre Mutter einem qualvollen Krebsleiden. Aus der tagtäglichen Konfrontation mit der Sterbenden entstand der kleine Band Ein sanfter Tod — ihr vielleicht ergreifendstes und ausdrucksstärkstes Buch. Diesem Werk, eigentlich eine Fortsetzung ihrer Autobiografie, folgte 1968 ihr letztes Erzählwerk Eine gebrochene Frau, das das Schicksal des Älterwerdens aus der Perspektive von Frauen umkreist. Fast unmittelbar darauf nahm sie die Arbeit an ihrer bahnbrechenden Studie über Das Alter auf, die 1970 erschien. Den beschönigenden Phrasen und Mythen, die sich um den Lebensabend alter Menschen ranken, tritt Beauvoir mit dem Vorsatz entgegen, »die Verschwörung des Schweigens« zu brechen. Zwei Jahre später nahm die Schriftstellerin mit ihrem letzten Memoirenband Abschied von ihren Lesern: »Die Literatur (kam) mir nur noch eitel vor; ich hatte mich zu weit nach der Seite des Todes und seiner Stille geneigt«. Erstaunlich ist, dass diese resignative Grundstimmung in die Phase von Beauvoirs intensivstem politischen Aktivismus fiel. Ab 1970 nahm sie aktiv an der neuen, militanten Frauenbewegung teil. Bis zu ihrem Tod stellte sie ihre Feder, ihre Person und ihre Börse der Sache der Frauen zur Verfügung. 1971 setzte sie sich in einem Aufsehen erregenden Manifest für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein, regte die Gründung der Liga für Frauenrechte an, der sie viele Jahre vorstand, unterstützte die Einrichtung von Frauenhäusern und führte in der Temps Modernes die Kolumne Sexismus im Alltag ein. Obwohl sie den autonomen Frauenkampf und eine autonome Frauenkultur befürwortete, lehnte sie jede Form von Separatismus ab, der die Frauen in ein »Weibergetto« verbannt hätte.
 
Während Beauvoir zu einer der führenden Figuren der internationalen Frauenbewegung aufstieg, hatte das langsame und mühevolle Sterben von Sartre begonnen. Auch wenn sich das Paar in den letzten Jahren politisch und persönlich entfremdet hatte, zeigt Beauvoirs Zeremonie des Abschieds, wie tief die Freundschaft, wie groß die Qual des langsamen Abschieds war. Das Tagebuch zeigt den unaufhörlichen Wechsel teils von vitalen Aufschwüngen, von glücklichen gemeinsamen Abenden, teils vom schmerzenden Fortschreiten dessen, was Beauvoir das »unumkehrbare Abwärts des Alters« nannte. Am 14. April 1986, sechs Jahre nach Sartres Tod, starb Simone de Beauvoir in Paris. Tausende kamen an ihr Grab, an dem Claude Lanzmann aus den letzten Seiten ihres Memoirenbandes Der Lauf der Dinge vorlas — »Jetzt ist der Augenblick gekommen, um zu sagen: Nie mehr!«
 
Renate Karst-Mattausch
 
 
Claude Francis: Simone de Beauvoir. Die Biographie. Reinbek 21.-23. Tsd. 1993.
 Deidre Bair: Simone de Beauvoir. Eine Biographie. Taschenbuchausgabe München 1998.
 Christiane Zehl Romero: Simone de Beauvoir. Reinbek 81.-83. Tsd. 1998.
 Walter van Rossum: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Die Kunst der Nähe. Berlin 1998.
 Mary Evans: Simone de Beauvoir. Ein feministischer Mandarin. Aus dem Englischen. Münster 21999.

Universal-Lexikon. 2012.

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